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Zwischen Wahnsinn und Erwartung - wie viel anders ist normal?

Mein Haus

Das ist mein eigenes Haus, warne ich dich.

Ich habs sehr bunt geschmückt und es ist einladend, aber es lebt. Und hier und da hab ich Poster über die Löcher geklebt, aus denen die Monster luschern. Von einigen löst sich der Klebestreifen immer und immer wieder ab, da muss ich nachdrücken.

Ich hab hier und da noch einen Platz frei. Da darfst du ein Bild aufhängen. Aber lieber ist mir, du wartest damit noch.


Alles wechselt seinen Platz. Wenn du was suchst, findest du es jede Woche woanders. Manchmal ist das Absicht, meistens weiß ich das aber nicht so genau. Ich bin bizarr. Ich und mein Haus brauchen einander. Ohne mein Haus bin ich ein anderer Mensch. Mein Haus ist mein zu Hause. Es beißt.

Es beißt jeden, der mich dazu bringen will, das Haus zu verlassen.

Aber wenn du zu Besuch sein willst oder dich sogar gut mit ihm verstehst, beschmeißt es dich mit warmen Decken und schenkt dir gute Ideen. Manchmal brennt es, plötzlich. Ich lass es gern ein abisschen lodern, ich guck so gern in die Flammen. Ich weiß ja, dass es die Flammen allzubald selbst erstickt. Danach sind dann auch die Buchseiten wieder trocken, die vorher so lang im Regen lagen.

Jaja, die Decke hat Löcher. Aber ich seh auch gern die Sterne. Außerdem bin ich seit Jahren damit beschaftigt, das Fundament auszubessern. Das hält mich auf Trab. Wenn ich das vergesse, muss ich hüpfen um nicht reinzufallen.

Die Monster im Keller sind außerdem viel zu groß, um sie hinter die Wände zu lassen. Ich fütter die manchmal, weil ich Mitleid mit ihnen habe. Normalerweise schrumpfen sie dann. Außer ich nehm das falsche Futter – wenn die wachsen! Uff. Dann kann ich beim Fundament von vorn anfangen.


Wenn ich dich hier reinlasse, kann ich dich schon beschützen. Indem ich nicht aufhöre, mich um mein Haus zu kümmern, am Besten. Normalerweise würd ich dich hier echt nicht reinlassen.

Aber du kannst ziemlich gut mit dem Haus umgehen. Irgendwas an dir – es ist, als hättest du n Bauplan.

Das kann gar nicht sein, das weiß ich, so oft wie sich hier die Wände verschieben – vielleicht ist es, weil du der Hydra nie die Köpfe abschlagen würdest, sondern sie lieber in den Schlaf singst. Oder weil du nicht einfach irgendwelche Türen aufmachst, sondern brav wartest, bis ich dich reinbitte.

Jedenfalls freu ich mich, wenn dir das alles nicht zu gefährlich ist, dannn würde ich dich gern immer wieder reinbitten:

Wir könnten zusammen in die Sterne gucken.

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Thema von Anders Norén