Es ist ein normaler, ganz normaler Spät Nachmittag im April. Wie jedes Jahr hören alle die Vögel, weil es so lang still war und wie jedes Jahr wundern sich die Menschen über das Licht, das plötzlich lang einfällt, schlecht aussperrbar ist. Ein Bisschen surreal für alle, sicher, das jetzt wieder möglich ist, was gerade noch unmöglich war.
Was nun, frage ich mich und versuche, den Kompass auszurichten, aber er spinnt. Er hat schon immer ein Bisschen gesponnen und viel zu leicht seine Meinung über Norden geändert, aber jetzt richtet er sich gar nicht mehr richtig aus, nicht mal für Sekundenbruchteile.
Es ist, als ob meine Realität zerfällt und sich neu ausrichtet, wieder und wieder. Und am Ende geht das jedem so, dann und wann, beruhige ich mich, es macht nichts. Neu ausrichten lassen.
Nur diese Angst, dass es diesmal nicht klappt, dass ich mich diesmal zu weit aus dem Fenster lehnte: Ich hab doch alles gegeben, alles, alles gegeben um es richtig zu machen!
Es war nicht mein richtig, aber mein richtig war doch eh nie richtig, denke ich, also was schon.
Ich bin so wütend über alles, was passiert ist. Ich bin so wütend, dass ich nichts dagegen tat. Ich bin so, so wütend darüber, dass ich den Kopf in den Sand steckte und einfach nicht stark genug war.
Ich hasse solche Gedanken, die fühlen sich schmutzig an. „Nicht stark genug“, ach was. Stark genug wofür? Irrlichtern hinterherlaufen, nichts sonst.
Wenn meine Gedanken früher schon sprangen sind sie jetzt längst nur noch als Schemen zu greifen, die vorbeihuschen. Sie verlaufen sich und stottern, stolpern, fallen.
Hatte ich nicht eben noch was vor? Die Tage und Wochen verharren im Türrahmen um sich zu erinnern. Ach, ach. Frühstück machen, einkaufen, Leuchtmittel für die Küche und da war doch noch… Oh richtig, meine Ziele. Lebensziel. Was will ich überhaupt?
Das wusste ich noch nie und bin jetzt wohl alt genug, dass es auch die anderen weniger und weniger interessiert. Und wenn man oft genug wie ein Phoenix aus der Asche steigt, ist selbst das irgendwann kein Hingucker mehr.
Das ist vielleicht auch eine ganz gute Idee: Guckt weg, es ist okay. Gebt mich auf, alle, alle. Wenn keiner mehr hin guckt raffe ich mich vielleicht auf und probiere einen anderen Weg.