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Zwischen Wahnsinn und Erwartung - wie viel anders ist normal?

Dreifingerbreit. Eine Kurzgeschichte.

“Wie kann es um dich herum nur immer so dunkel sein?”, fragst du.
“Ich bin die Dunkelheit. Ein Schattenmensch,” antwortet die Dunkelheit. Mit jedem ihrer Worte schleicht sich etwas mehr Anspannung in den Raum.
“Das ist unangenehm”, sagst du und sprichst damit die Gedanken von jedem Cafébesucher aus.

“Aber hier darf jeder sein”, beschließt die Dunkelheit und hat Recht damit, weshalb du nichts mehr sagst. Die Inhaberin des Cafés betritt den Raum und tritt an den dunklen Tisch.
“Was kann ich dir bringen?” Fragt sie. “Das Übliche”, entgegnet der Schattenmensch und die Inhaberin stellt lachend ein Glas Wasser auf den Tisch.

Dreifingerbreit entfernt von seiner Hand.

“Nimm es dir. Und ihr!” Ruft sie dir plötzlich zu. “Ich mach euch eine Kerze an. Das flackernde Birnenlicht erträgt ja niemand!”
Als das Kerzenlicht den Raum erhellt werdet ihr lauter.

Und je lauter ihr werdet, je glänzender eure Augen und je wärmer die Geschichten, desto mehr flackert das Birnenlicht. Ich beobachte die Dunkelheit.

Sie regt sich nicht. Keinen Fingerbreit. Das Glas steht noch dort.

Ihr redet von Montagen und dem Baby der Nachbarin, gebt euch die Hand und jemand liest ein Gedicht, bis das Licht der Glühbirne erlischt. Ihr merkt es nicht, aber ich.

Ich habe den Blick nicht abgewendet von dem flackernden Licht und der Dunkelheit, denn sie hatte sich als Kälte in mein Herz gesetzt.

Ich fürchtete den Moment, an dem das Licht der Birne verlöschen würde, ich fürchtete der Schattenmensch würde mich dann ganz verschlucken.

Aber jetzt wird es nicht dunkler, sondern heller. Das Kerzenlicht erreicht den dunklen Tisch, die Dunkelheit verblasst und eine Träne läuft aus meinem Augenwinkel.

Die Inhaberin schiebt das Wasserglas dreifingerbreit nach links.

Es berührt jetzt meine Hand. “Schön hier, nicht?” fragt sie mich, drückt meine Schulter mit ihrer warmen Hand.

Das Wasser schmeckt nach Glück.

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Thema von Anders Norén