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Zwischen Wahnsinn und Erwartung - wie viel anders ist normal?

Vom Wörterverrücken und verrutscht sein, oder meiner Normalität

Lese ich ein tolles Wortspiel oder etwas, dass sich sehr wahr anfühlt, betreibe ich Googlerecherche in Sachen Etymologie.

So bin ich gestern darüber gestolpert dass das Wort “Wahrheit” genau so verschwommen ist, wie man nach ein Bisschen Philosophie glauben könnte:

Auf die Worrursprünge zurück verfolgt (lat. veritas / gr. aletheia) ergeben sich Übersetzungen wie “unverborgen”, “Vertrag”, “Bündnis” “Einigung” “Sichtbares”. Wahrheit ist also nicht unantastbar, zumindest nicht unser Wort dafür – wahr ist, worauf die Menschen sich einigen. Klar soweit? Ergibt ja auch “Sinn” – so glauben einige an Gott und andere an die Evolution, die einen hoffen sich durch Stoffmasken nicht anzustecken und die anderen demonstrieren gegen die deutsche Dikatur.

Aber, obwohl ich über jedes der angesprochenen Themen viel sagen könnte, geht es mir heute im Grunde um Worte und Wörter.

Ich bin irre verrückt. Aber das Wort ist irgendwie nicht passend, verrückt wird ein Stuhl, mich hat niemand durch die Gegend geschoben, im Grunde.

Meine Wahrheit hat sich nur verschoben, hin und her, vor und zurück, bis ich realisiert habe, dass es “Die” Antwort selten gibt, vielleicht gar nicht, wenns ums Leben geht und dass ich in meinem Leben wohl definitiv keine finde außer: aus dem Verstreichen von Zeit das Beste machen ohne immer “das Richtige” machen zu müssen.

Ich bin also nicht verrückt, sondern verrutscht, in Gedanken, ein Bisschen – meine Werte und mein Benimm unterscheiden sich etwas von denen Anderer und ich will verstehen und wissen und verändern – der Weg des geringsten Widerstandes bereitet mir nicht so viel Freude und oft ergeben meine Wege auf den zweiten Blick nicht so viel Sinn, wie ich auf den ersten dachte.

Obwohl ich sehr wohl geradeaus denken kann, mach ich das eher selten. Ich musste Depressionen und Hochsensibilität und Depressionen und Borderline, Narzismus und Persönlichkeitsttheorien lernen, um das Konzept von Beziehungen und Smalltalk für mich umsetzen zu können (und es dann doch nicht zu tun), ich musste Listen schreiben um normale Tage zu gestalten und mich selbst coachen um mal etwas zu Ende zu bringen.

Und ja – all das unterscheidet mich von vielen Leuten, vielleicht vor Allem, dass all das fast ständig wichtig für mich ist und ich alle paar Tage und Stunden alles in Frage stelle und stellen muss…

Die Sache ist die: Meine Probleme unterscheiden sich nicht. Es sind dieselben Themen, die selben Banalitäten und dieselbe Ernsthaftigkeit, die mich begleitet – Wäsche, Erziehung, Spagat zwischen Familie und Beruf, Altersvorsorge und Lebensziele, Beziehungen und Freundschaften und, und, und. Aber jeder Punkt und jedes Komma, jede Betonung, jedes Wort und jedes Schweigen wird völlig automatisch von mir auf Doppelbödigkeiten, Verlässlichkeit und Grund geprüft. Ich nehme gedanklich sehr wenig einfach hin und meist irre ich durch mein eigenes Labyrinth aus Fragen und merke dabei oft nichtmal, dass gerade viel Zeit vergeht, ohne dass ich etwas sage oder reagiere.

Verrutscht. Das merken andere oft nicht oder sie sind zu höflich es zu sagen und am Ende ist es auch okay so. Ist ja meine Lebensrealität seit immer – und nach und nach finde ich mehr und mehr Worte, zu beschreiben, was ich wahrnehme, denke, fühle – nur wenn ich kennengelernt werde, dann kommen die Leute ins Stolpern wenn sie bemerken, wie verrutscht doch manche Selbstverständlichkeit und Wahrheit durch meine Augen aussieht.

Aber genau das ist es: es gibt ne Menge Leute, die meine Wahrheit schon verstehen, vor Allem erkennt man die daran, dass sie zuhören und Nachdenken.

Mit Liebe und Lächeln

Kaddi

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